Firmlinge entdecken die Barmherzigkeit Gottes
Am Freitagabend wagten sich 13 Firmlinge aus der Stadtkirche Bad Reichenhall in ein ganz besonderes Gespräch. Norbert Trischler, der knapp 30 Jahre als Gefängnisseelsorger in München Stadelheim gearbeitet hatte und sich jetzt als Obdachlosen-Seelsorger in der Stadt München engagiert, kam nach Bad Reichenhall, um den Jugendlichen Rede und Antwort zu stehen. Mit dabei hatte er eine ehemalige Gefangene, die die Wiedereingliederung in unsere Gesellschaft geschafft hat und gemeinsam mit dem leidenschaftlichen Gefängnisseelsorger und einigen anderen ehemaligen Inhaftierten in einer Wohngruppe im Münchner Umland lebt.
Tolle Fragen stellten die jungen Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben, mit einer ganz anderen Wirklichkeit konfrontiert wurden. Für dieses Projekt haben sich die 9 Mädchen und 4 Jungen selbst entschieden. Sowohl ihre vorbereiteten Fragen als auch die spontanen zeugten von lebhaftem Interesse an der Biographie anderer Menschen, am Leben im Gefängnis und an der Frage, was Menschen überhaupt dazu bringt, straffällig zu werden: „Warum hast du denn das gemacht? Das macht man ja nicht einfach so als Jugendliche, damals muss ja etwas passiert sein?“, fragte die 14-jährige Hanna gleich zu Beginn. Ob man im Gefängnis auch Freunde finden könne, interessierte sich Annika; während ein paar andere Firmlinge eher die Fragen zum Alltag im Gefängnis beschäftigten. Knappe zwei Stunden durften die Jugendlichen alle Frage rund um das Leben in einer JVA, davor und danach stellen.
Norbert Trischler, der mit der Gitarre und dem Lied von Albert Frey „Wo ich auch stehe“, den Abend eingeläutet hatte, hatte schon zu Beginn betont und diese Überzeugung blitzte im Lauf des Abends immer wieder auf, dass Gott uns liebt, egal, was wir getan haben. Wie wichtig es für jeden Menschen sei, egal, was passiert ist, dass es Menschen gibt, die zu mir halten. Und nicht zuletzt, dass ich mich drauf verlassen kann, dass die Barmherzigkeit Gottes so groß ist, dass sie alles verzeiht. „Auch so kann man die Welt und Gott sehen und dies überzeugt leben,“ erzählt Pastoralreferentin Constanze Bär, die in der Ausbildung bei dem Gefängnisseelsorger für sechs Wochen im Praktikum in der JVA Stadelheim war. „In einer Zeit, in der viele Menschen das Gefühl haben, dass nur Macht, Gewalt, Neid und Hass regieren, ist es ein besonderes Geschenk, sich von Menschen, die von Gottes Liebe und seinem Wirken überzeugt sind, inspirieren zu lassen. Ja, wir muten unseren Jugendlichen in der Firmvorbereitung einiges zu, vor allem auch die Auseinandersetzung mit dem Bösen, dem Leid in der Welt und der Kraft, die der Glaube an Gott, mitten hinein in das Dunkle des Lebens bringen kann; damit sie langsam erspüren können, was es heißt, ernsthaft Christ zu sein und Jesus, Gottes Sohn, wirklich nachfolgen zu wollen....