„Sound and Light“ in St. Nikolaus

Festkonzert zum 30. Weihe-Jubiläum der Mathis-Orgel

Wie modern und vielfältig ein Orgelkonzert sein kann, konnten Jung und Alt vergangenen Freitag in der Pfarrkirche St. Nikolaus erleben anlässlich „30 Jahre Mathis-Orgel“. Kirchenmusiker Reinhard Seidl hatte seine Organisten-KollegInnen aus dem Dekanat Berchtesgaden eingeladen, gemeinsam im „Jahr der Orgel“ ein Konzert zu geben, wie es schon lange Tradition ist immer im Oktober.

Den Anfang machte Patrick Snir aus Bad Reichenhall mit „Präludium und Fuge in C“ BWV 553 von Johann Sebastian Bach, dem Großmeister der Orgel, der in keinem Konzert fehlen darf. Mundartdichterin Anni Utz, selbst als Kirchenmusikerin in Piding tätig, begrüßte das Publikum und führte durch das umfangreiche Programm. Sie gab Erläuterungen zu den Komponisten, Organisten und trug jeweils zum Spielerwechsel Gebete, kurze Geschichten rund um die Orgel, Meditationen und eigene „Verserl“ in Mundart vor. Anna Zehentbauer, ebenfalls ortsansässig, steuerte drei kürzere und gefällige Stücke von P. Theodor Grünberger, Christian Gotthilf Tag und Johann Ludwig Krebs bei. Tobias Ferstl war extra aus Regensburg angereist, um seine ehemaligen kirchenmusikalischen Mitstreiter wiederzusehen, und brachte das Kyrie aus der Orgelmesse von Max Reger, Oberpfälzer wie er, zu Gehör. So unterschiedlich wie die Klangfarben, die der Königin der Instrumente entlockt wurden, war auch die Beleuchtung des abendlich dunklen Kirchenraums. Sebastian Bürger ließ mit seiner „Lichtorgel“ Apsis, Kirchenschiff und die Orgel-Jubilarin in immer wieder neuen Farbkombinationen erstrahlen.

Barbara Knetsch-Mainardy, als Organistin in Bayerisch Gmain und Marzoll tätig, brachte in zwei meditativen Kompositionen des Engländers Edward Elgar und des Franzosen Théodor Dubois die zarten Register der dreimanualigen Orgel zum Klingen. Monika Nestle aus Bischofswiesen kontrastierte mit dem majestätischen Halleluja-Präludium des österreichischen Komponisten der Orgelbewegung Franz Schmidt. Camille Saint-Saens‘ 100. Todestag war für Gastgeber Reinhard Seidl Anlass, dessen fulminantes „Prélude et Fugue in E-Dur“ auf das Programm zu setzen.

Adrian Suciu, Kirchenmusiker im Stiftsland Berchtesgaden, spielte seine eigene Bearbeitung „Präludium und Fuge nach dem Rondo in A-Dur von Ludwig van Beethoven“, eine hervorragend interpretierte und registrierte Hommage an die Wiener Klassik. Die deutsche Romantik vertrat Markus Hanke aus Bischofswiesen mit zwei Sätzen aus der Sonate Nr. 4 in a-Moll über den Tonus peregrinus von Josef Gabriel Rheinberger, dem klangreichen „Intermezzo“ und der technisch anspruchsvollen, mit einer großartigen Steigerung endenden „Fuga cromatica“.

Seine Ehefrau Angela Hanke, Kirchenmusikerin in Bischofswiesen und Winkl, setzte den feierlichen Schlusspunkt dieses langen, aber kurzweiligen Orgelkonzertes. Zu Johann Sebastian Bachs virtuos gespielter berühmter Toccata und Fuge in d-Moll BWV 565 ließ Sebastian Bürger im Rhythmus der Musik gelbe Lichtspiralen durch den rot-blau erleuchteten Kirchenraum wirbeln.

Stadtpfarrer Markus Moderegger bedankte sich herzlich bei allen mitwirkenden Künstlern des Dekanats Berchtesgaden für das eindrucksvolle Konzert, „Sound and Light“. Die Katholische Stadtkirche könne sich glücklich schätzen, solch ein Instrument in St. Nikolaus zu besitzen. Es habe sich viel verändert seit der Orgelweihe, Pfarrer hätten gewechselt, aber er sei sich sicher, dass nach weiteren 30 Jahren die Mathis-Orgel aus der Schweiz immer noch ihren Dienst zur höheren Ehre Gottes verrichten wird. Kirchenmusiker Reinhard Seidl bedankte sich bei seinen Kolleginnen und Kollegen für ihre spontanen Zusagen zu diesem Konzert mit Orgelwerken aus vier Jahrhunderten und die treue Zusammenarbeit seit 15 Jahren.

Text und Bilder: Edith Seidl